Montag, 29. Januar 2007

Kalksinterbildung

(c) Rachaimer
Weidenblätter in Kalktuff
Holozän
Fo. unbekannt
Sammlung georolf

(c) Rachaimer
Rinne aus Kalktuff
Dießen 2006


(c) Rachaimer
Kalksinter- bzw. Kalktuffbildung Dießen 2006

Kalksinter bildet sich aus Karstwässern, die einen hohen Gehalt an gelöstem Calciumhydrogencarbonat aufweisen. Die Abscheidung von Kalk in Form von Kalksinter (oder Kalktuff) ist die Umkehrung des Vorgangs der Verkarstung.
Bei der Verkarstung löst sich Calciumcarbonat (CaCO3) unter Einwirkung von Kohlenstoff(IV)oxid und Wasser (Kohlensäure) als Calciumhydrogencarbonat ( Ca(HCO3)2 ), welches ca. 10mal so gut wasserlöslich ist. Dieser Vorgang lässt sich mit dem Massenwirkungsgesetz beschreiben, wenn sich ein Lösungsgleichgewicht eingestellt hat.
Tritt solches kalkgesättigtes Wasser aus, so kann durch Entzug von Kohlenstoff(IV)oxid - entweder duch Abgabe an die Luft oder durch die Aufnahme durch Pflanzen (bes. Moose und Algen) - das Gleichgewicht derart gestört werden, dass Kalk ausfällt. Es bildet sich Kalksinter oder Kalktuff, ein Hohlraum durchsetztes Kalkgestein, das häufig auch noch erkennbare Pflanzenreste (Blätter s. Abb.) oder Schneckenhäuser o.ä. enthält. Das stark poröse Gestein läßt sich im bergfeuchten Zustand gut bearbeiten (sägen), ist trocken aber ein guter und wärmedämmender Baustein. In Dießen wurde er häufig verwendet.

Die Kalkabscheidung ist am Rand oder an Stellen, an denen das Wasser schnell fließt (Turbulenzen) am stärksten (Abb.).
So entstehen in Tälern ganze Tuffriegel oder im Verlauf eines Baches immer wiederkehrend Tuffschwellen. Im Extremfall kann es zur Bildung eines sich stets weiterbildenden Wasserfalls kommen (Uracher Wasserfall).
In Dießen hat sich im Verlauf des Bächleins eine Rinne aus Tuff gebildet, die ca. 60 cm über das umgebende Niveau aufragt (Abb.). Das Bächlein fließt also nicht an der tiefsten Stelle! (Vgl. Dammuferfluss)
Das Tal ist durch einen Riegel aus Kalktuff abgeriegelt.

Das Dießener Tal ist als Naturdenkmal unter Naturschutz.

Montag, 22. Januar 2007

Korallen auf der Schwäbischen Alb?

(c) Rachaimer
Thecosmilia (Coelenterata: Anthozoa: Scleractinia)
Oggenhausen R. Nattheim 1980
Sammlung georolf


Korallen auf der Schwäbischen Alb?

An einigen wenigen Stellen auf der Schwäbischen Alb finden sich ungeschichtete Sedimente des Oberen Weißjura (Tithonium), die Korallen enthalten. Eine berühmte Fossilfundstelle ist die Gegend um Nattheim. Die Korallen sind verkieselt (silifiziert), d.h. der ursprünglich aus Kalk bestehende Korallenstock wurde durch Kieselsäuelösungen, welche bei der Diagenese (Verfestigung des Kalkschlamms zum Kalkgestein) im Sediment zirkulierten, in Kieselsäure umgewandelt. Die gelöste Kieselsäure stammt aus den Schwammnadeln von Kieselschwämmen.
Bei den Korallen handelt es sich um Warmwasserkorallen, die einen relativ hohen Salzgehalt ertragen (über 40°%), aber auf zu geringen Salzgehalt sehr empfindlich reagieren. 18-36° warmes, klares Wasser, gute Durchlichtung und Durchlüftung dürften die notwendigen Lebensbedingungen gewesen sein.
Zusammen mit Schwämmen, Muscheln, Schnecken, Seeigeln, Bryozoen (Moostierchen) und Serpeln (Röhrenwürmern) bildeten sie die Lebensgemeinschaft kleiner Riffe (Bioherme). Ammoniten sind sehr selten.

Das Abbildung stellt ein Stück Riffschutt dar. Es sind Serpeln und weitere Korallenarten zusammen mit Thecosmilia sp. versteinert.
Mittels Salzsäure ließ sich das gut verkieselte Stück chemisch präparieren.

Lit.:
B. W. SELLWOOD: Die Faunengemeinschaft kleiner Korallen/Algen-Riffstotzen
in:
W. S. MCKERROW: Palökologie
Kosmos Franckh'sche Verlagshandlung
Stuttgart 1981

GEYER/GWINNER: Die Schwäbische Alb und ihr Vorland
Sammlung geologischer Führer Bd. 67 3. Aufl.
Gebr. Borntraeger Verlag
Berlin Stuttgart 1984

Sonntag, 21. Januar 2007

Seeigel Gymnocidaris

(c) Rachaimer
Gymnocidaris lestocquii (DESOR)
Oberkimeridgium
Oggenhausen 1980
Sammlung georolf

Schräge Aboralansicht eines regulären Seeigels. Gymnocidariden sind sehr selten. Das vorliegende verkieselte Stück wurde beim Autobahnbau (Oggenhausen nahe Nattheim) geborgen, noch fast völlig vom Kalkstein ummantelt, und mit Salzsäure freigeätzt. Dieser Seeigel war der Bewohner eines fossilen Korallenriffs. Von der selben Fundstelle sind auch verkieselte Korallen überliefert. Das untere Bild zeigt den Aufbau eines rezenten Cidaris cidaris (LINNÉ) zum Vergleich.

(c) Rachaimer
Cidaris cidaris (LINNÉ)
Sammlung georolf

Echiniden (Seeigel) gehören zu den Echinodermen (Stachelhäutern). Sie haben meist ein starres mehr oder minder kugeliges oder abgeplattetes Gehäuse, das aus verschiedenen Skelettplatten zusammengesetzt ist (Corona). Auf einigen dieser Platten sitzen "Warzen", auf denen die Seeigelstacheln sitzen. Bei den regulären Echiniden befindet sich die Mundseite (Oralseite) unten und die Afteröffnung (Aboralseite) oben. Sie besitzen nahezu eine fünfstrahlige Symmetrie. Cidaris besitzt 5 Ambulakralfelder aus denen hydraulisch betätigte "Füsschen" und "Werkzeuge" austreten, sowie 5 mit Stacheln bestzte Interambulakralfelder. Eine Interambulakralplatte trägt eine Primärwarze (PW), die von Ringwarzen (RW) umgeben ist. Auf dem Kopf (KO) der sich auf dem Kegel (KE) der Warze befand, sitzt der Stachel.
Auf der Oralseite ist ein Kauapparat (Laterne des Aristoteles). Mit Hilfe fünfer scharfer Zähne kann der Seeigel das Substrat am Meeresboden abweiden. Auf der Aboralseite liegt die Madreporenplatte (eine Art Sieb), die die Verbindung zum Wassergefäß-System herstellt.

Lit.:
HANS HESS: Die fossilen Echinodermen des Schweizer Juras
Veröffentlichungen des Naturhistorischen Museums Basel Nr. 8 1975